Dass Musikunterricht schlauer macht, ist ein weit verbreiteter Mythos. Zahlreiche Studien belegen nun, dass an der Sache etwas dran ist! Denn Musik hält das Gehirn bis ins hohe Alter fit – auch bei Menschen, die erst spät anfangen.
„In meinem Alter ist es doch schon zu spät, ein Instrument zu lernen. Der Zug ist abgefahren.“ mag sich manch einer denken, der schon lange davon träumt, die Herzen der Menschen mit Musik zu erobern oder einfach für sich selbst zu musizieren. Doch um ein Musikinstrument zu lernen, ist es nicht nur selten zu spät, wie die Praxis oft beweist. Die langfristige Beschäftigung mit Musik trägt auch noch maßgeblich zum Erhalt von kognitiven Fähigkeiten bei und erhält die geistige Fitness bis ins hohe Alter. Zu diesem Ergebnis kommen zahlreiche Studien.
Gehirne von Musikern sind anders vernetzt
So fand beispielsweise Harvard-Neurologe Gottfried Schlaug heraus, dass die Gehirne von musizierenden Menschen stärkere Verbindungen zwischen rechter und linker Hirnhälfte schaffen, als bei Nicht-Musikern. Denn wenn wir musizieren, wird eine Vielfalt an Hirnarealen aktiviert. Kein Wunder, wenn man bedenkt, welche Leistung erbracht wird, wenn wir ein Instrument spielen: Wir müssen gut zuhören, unsere Hände und Finger koordinieren, unser Gedächtnis trainieren und Notenschrift lesen, verstehen und umsetzen.
Eine andere Studie von Hanna-Pladdy aus dem Jahr 2011 zeigte auf, dass die Teilnehmer, die seit mindestens zehn Jahren musizierten, über ein besseres visuell-räumliches Gedächtnis, sowie eine verbesserte Aufnahmefähigkeit für neue Informationen verfügten, als andere Teilnehmer. Dabei ist besonders verblüffend, dass dieser Vorteil auch dann präsent ist, wenn die Teilnehmer das Instrument bereits jahrzehntelang zur Seite gelegt und in der Zwischenzeit nicht aktiv musiziert haben. Dabei galt: wenn noch vor dem zehnten Lebensjahr ein Instrument für mindestens zehn Jahre gespielt wurde, blieb die Nachwirkung für das restliche Leben besonders hoch. Gerade Musikschulen sind hier eine wichtige Stellschraube, da sie schon früh zur positiven Entwicklung des Kindes beitragen können.
Auch im Alter lohnt sich Musikunterricht
Heißt das, wer nicht schon als Kind mit Musikunterricht angefangen hat, hat keine Chance mehr auf eine geistige Weiterentwicklung? Mit Sicherheit nicht. Ein Beispiel gefällig? Die Musikforscherin Jennifer Bugos untersuchte in einer Studie mit Menschen im Alter von 60 bis 85 Jahren die Auswirkung von Klavierunterricht.
Nach nur sechs Monaten zeigte sich, dass die Teilnehmer unter anderem ihr Gedächtnis, ihre sprachlichen Fähigkeiten und die Verarbeitung von Informationen verbessert haben. Anders als die Vergleichsgruppe, die keinen Musikunterricht erhielt.
Sogar als Schmerztherapie wird Musik mittlerweile angewandt, um beispielsweise Arthrose und Rheuma zu behandeln. Auch wenn hier in erster Linie das Hören von Musik eingesetzt wird, statt des aktiven Musizieren, bleibt die positive Wirkung unumstritten.
Positive Auswirkungen von Musikunterricht sollten nicht unterschätzt werden
Wir sollten Musik, gerade im schulischen Kontext, nicht nur als nettes Extra betrachten, sondern die zahlreichen positiven Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit ernst nehmen. Sowohl unseren Kindern, als auch uns selbst zuliebe sollten wir Musik in unseren Alltag integrieren und das Privileg nutzen, Musik machen zu können und zu dürfen.